Vom Versuch, Gleichstellung herbeizuschreiben
Die Gleichstellungspolitik ist oft der Gegner der Gleichberechtigung. (Quelle: Pixabay)
Kürzlich wurde die sonntägliche Idylle der Gleichstellungs-Truppe getrübt, denn in der Sonntagszeitung wurde eine noch nicht publizierte Studie der Uni Zürich zitiert, die so gar nicht zur gebetsmühlenartigen Leier der dauerdiskriminierten Frauen passte: Ein Grossteil der Akademikerinnen wolle lieber reich heiraten und sich um Kinder und Familie kümmern als Karriere zu machen. Der Skandal war gross, dass überhaupt gewagt wurde, darüber zu berichten. Über etwas, das ich Ihnen auch hätte sagen können, ohne eine gross angelegte Studie zu machen.
Verwechslung von Realität und Wunsch
Denn das Thema «Leaky Pipeline» ist in der Arbeitswelt längst bekannt und heisst nichts anderes, als dass die in jungen Jahren ehrgeizige weibliche Belegschaft irgendwann trotzdem freiwillig – und das ist der springende Punkt – aus dem Erwerbsleben ausscheidet, um sich Kind statt Karriere zu widmen. Weshalb genau der Aufschrei so gross war, liegt natürlich auf der Hand: Es kann nicht sein, was nicht sein darf. Das Narrativ der empörten Damen brach aber nicht etwa in sich zusammen, weil Diskriminierung oder erschwerte Bedingungen für Mütter für das freiwillige Ausscheiden verantwortlich wären, sondern weil die Studentinnen schlicht keine Karriereambitionen haben. Generell bevorzugen die gut ausgebildeten Damen einen älteren und erfolgreichen Partner, sodass man gerne auch Teilzeit arbeiten kann und dem Mann den Vollzeitjob überlässt. Das einzig Spannende an der Studie war, dass Frauen in Frauenfächern, also in von Frauen dominierten Studiengängen, eher dem traditionellen Familienbild zugeneigt sind, Frauen in Männerfächern hingegen grössere Karriereambitionen hegen und deshalb die Drop-out- Rate, das «Herausfallen» aus dem Arbeitsprozess in männerdominierten Berufen kleiner ist. Aber jetzt mal unter uns: Das erstaunt ja auch nicht wirklich, oder?
Cancel-Versuch diesmal nicht erfolgreich
Die eigentliche Welle begann natürlich nach der Publikation dieser ungeheuerlichen Attacke auf die Gleichstellungspolitik. Die Druckertinte der Sonntagszeitung war vermutlich noch nicht trocken, da wurde schon zum Angriff geblasen. Die Empörungswelle wuchs sich zu einem veritablen Shitstorm gegen die Autorinnen aus. Als Erstes wurde – ein Klassiker – am Studiendesign herumgemäkelt. Alsdann wurde die Unileitung angehalten, den Damen mal gehörig den Kopf zu waschen und sie am Verbreiten von weiteren «Unwahrheiten » zu hindern. In den linken Medien wurde den Autorinnen dann unterstellt, sie zementieren traditionelle Rollenbilder und spielen so den Konservativen in die Hände. Dumm nur, dass die Autorinnen – die Wirtschaftsprofessorin Margit Osterloh und die Soziologieprofessorin Katja Rost – just die ehemalige und die jetzige Präsidentin der universitären Gleichstellungskommission sind. Und nachdem den hysterischen Damen die Argumente gegen die Studie ausgegangen waren, wurde ganz einfach noch auf die Person geschossen, indem Aussagen der Professorinnen aus der Vergangenheit völlig aus dem Kontext gerissen werden.
Linker Gesinnungsterror
Das ganze Theater ist wohl der beste Beweis dafür, dass wir in einer Meinungsdiktatur gefangen sind – selbst die Wissenschaft wird der politischen Korrektheit zum Frass vorgeworfen, nur um sich selber das Mäntelchen des ethisch korrekten Handelns überwerfen zu können. Wann hört diese Tyrannei einer Minderheit endlich auf? Ich kann es Ihnen sagen: Erst, wenn der gesunde Menschenverstand wieder Oberhand gewinnt. Bis dahin müssen wir uns mit gefühlten 2893 Geschlechtern herumschlagen, uns als Frauen in einer Opferrolle suhlen und uns einreden lassen, dass Lecktücher die adäquate Lektüre für 12-Jährige sind.