«Alterswohnungen auf dem ehemaligen Kinderspital-Areal»
Es passiert äusserst selten, dass ein 20 000 Quadratmeter grosses Areal an bester Zürichberg-Lage einfach leersteht. Eine solche Ausnahme-Brache stellt seit Anfang November das frühere Kinderspital (Kispi) in Hottingen dar, nachdem das Kinderspital neu in der Lengg seine Zelte aufgeschlagen hat.

Das alte Kispi in Hottingen könnte genutzt werden, um die Zürcher Gemeinden in den kommenden Jahren bei der Schaffung von neuen Asylunterkünften zu entlasten. Bild: Rahel Zuber
Wann und ob überhaupt im alten Kispi ein geplanter Neubau realisiert wird, bleibt vorerst unklar. Bis auf Weiteres schützen ein rund 600 Meter langer Bauzaun sowie Sicherheitsleute das Gelände, um eine Besetzung zu verhindern. Auch eine Zwischennutzung sieht der Kanton als Eigentümer noch nicht vor. Das kantonale Parlament ist seit dem Jahr 2000 daran, über die mögliche Sanierung des Kispi oder eines neuen Standortes in der Nähe der Schulthess-Klinik in der Lengg zu diskutieren. Neun Jahre später, im Jahr 2009, hat dann der Regierungsrat mitgeteilt, dass das neue Kispi in der Lengg gebaut werden soll. Auf eine Frage von Kantonsrätin Susanne Brunner dazumal zu der Nutzung des jetzigen Kispi nach dessen Wegzug hiess es: «Das heutige Areal des Kispi in Hottingen wird erst in acht bis zehn Jahren für eine neue Nutzung zur Verfügung stehen und die Nutzung sei noch offen. Der Kanton möchte aber dessen Nutzung weiterhin für den öffentlichen Zweck zur Verfügung stellen.» Im Jahr 2012 wurde dann entschieden, dass das Architekturbüro Herzog & de Meuron das neue Kispi in der Lengg bauen soll. Die Entwicklung der Baukosten des neuen Kispi von 600 auf 760 Millionen sprechen für sich.
Überteuertes Zentrum für Zahnmedizin
Parallel wurde im Jahr 2019 über die Nutzung des alten Kispi-Areals im Kantonsrat diskutiert und im Jahr 2021 wurde in einem Projektwettbewerb darüber entschieden, dass der Kanton das besterhaltene Gebäude aus dem Jahr 1970 abreissen möchte und für das Zentrum für Zahnmedizin an der Plattenstrasse, welches saniert werden soll, ein neues Gebäude als Mahnmal «Solitär» erstellt werden soll. Dazumal hiess es noch, dass der Neubau für rund 200 Mio. erstellt werden könnte und die Planung parallel zum Neubau in der Lengg laufen sollte. Drei Jahre später ist der Kanton mit der Planung noch nicht so weit, man weiss aber, dass es rund 400 Mio. kosten könnte und das Zentrum für Zahnmedizin gar nicht mehr so viel Platz benötigt. Andere Nutzungen im möglichen Neubau wurden gesucht und auch im Kantonsrat ist noch nicht klar, wie es weiter geht.
Öffnung für ältere Bevölkerungsschichten
Daher haben wir im Gemeinderat der Stadt Zürich zusammen mit der AL die Chance genutzt und vom Stadtrat gefordert zu prüfen, wie er sich dafür einsetzen kann, dass die Gebäude auf dem Areal des alten Kinderspitals in Hottingen auch nach dem Wegzug des Kinderspitals in die Lengg erhalten bleiben und alternative Nutzungsformen wie z.B. Alterswohnungen und Zusatzleistungen im Bereich Altersstrategie darin untergebracht werden können. Die Nachfrage nach Wohnungen für die älteren Bevölkerungsschichten ist ungebrochen und die Bevölkerungsschicht über 60 Jahre wird in den nächsten 20 Jahren um 35 Prozent zunehmen. Daher macht es Sinn, auch die Räumlichkeiten vom alten Kinderspital für die älteren Bevölkerungsschichten zu öffnen. Ein Zentrum für Altersmedizin in der Nähe des Unispitals mit verschiedenen Pflegebereichen und Alterswohnungen könnte da eine gelungene Lösung sein. Ganz nach dem Slogan: Wo einst Kinder gepflegt wurden, können sich auch Menschen im Alter wohl fühlen.
Die SVP bleibt an der Sache dran
Nun möchte der Zürcher Gemeinderat die Zukunft des Areals mitprägen. Eine breite Mehrheit von 86 Ja- zu 16 Nein- Stimmen unterstützte unser dringliches Postulat. In den Räumlichkeiten sollen Alterswohnungen eingerichtet sowie Gesundheitsdienstleistungen für ältere Menschen angeboten werden. Nur die FDP stellt sich quer und will keine Alterswohnungen. Ihr ist der teure Neubau für das Zentrum für Zahnmedizin viel wichtiger. Wir bleiben dran und berichten weiter, was sich nun auf dem ehemaligen Areal des Kispi in Hottingen entwickelt: teure Neubauten, Asylunterkünfte als Zwischennutzung, wie von unseren Kollegen im Kantonsrat angefragt, oder gar langfristige kooperative Lösungen zusammen mit der Stadt, um die Altersstrategie besser umzusetzen.