Da waren es nur noch zwei …
Vollmundig haben die Befürworter damals angekündigt, dass die «Schulorganisation professionalisiert » und die «Hierarchien klar geregelt» werden.
Letzte Woche ist es in Winterthur zu einem Paukenschlag an der Spitze der Schulorganisation gekommen. Bild: Adobe Stock
Letzte Woche ist es in Winterthur zu einem Paukenschlag an der Spitze der Schulorganisation gekommen. Eine weitere Führungsperson der «Leitung Bildung» wirft den Bettel hin. Dies ist der vierte Abgang innerhalb der rund 1,5 Jahre seit der Einführung dieses Konstrukts, wobei die erste Kündigung bereits in der Probezeit erfolgt ist. Den mit der Situation in Winterthur nicht vertrauten Leserinnen und Lesern sei gesagt, dass die fünf Leitungen Bildung das Bindeglied zwischen den Schulleitungen, der Zentralschulpflege und der Schulverwaltung darstellen.
Kaderpositionen neu erschaffen
Diese Kaderpositionen wurden im Zuge der Reorganisation geschaffen, bei der die dezentralen Kreisschulpflegen ersetzt wurden. Vollmundig haben die Befürworter damals angekündigt, dass die «Schulorganisation professionalisiert » und die «Hierarchien klar geregelt» werden. Im Klartext heisst dies Entdemokratisierung der Volksschule und Stärkung der Verwaltung. Damals haben sich nur die AL und die SVP dagegen gewehrt.
Gründe nicht bekannt
Über die genauen Gründe der Abgänge ist öffentlich nur wenig bekannt. Wer sich das oben beschriebene Jobprofil jedoch nochmals vor Augen führt, erkennt vielleicht die sprichwörtliche Quadratur des Kreises, die von diesen Führungspersonen verlangt wird. An einer solchen Aufgabe können auch fachlich bestens qualifizierte und erfahrene Führungspersonen aus dem Bildungsbereich – und das sind die Betroffenen – fast nur scheitern. Der Fehler liegt im System begründet. Mit der Reorganisation der Schule wurden die über Jahre gewachsenen, bewährten Strukturen auf einen Schlag kaputtgemacht.
In Kreisschulpflegen Last verteilt
In den Kreisschulpflegen war die Last auf viel mehr Schultern verteilt. Die Zentralisierung der Schulbehörden hat die Volksschule auch von ihrer Basis entfernt. Dabei ist die Nähe der Volksschule zur Gesamtbevölkerung wichtig, da sie auf das Leben in der Gesellschaft vorbereiten soll. Die Tendenz im Bildungsbereich geht aber in Richtung eines höheren Einflusses der Verwaltung, die versucht, Bildung mit wenig praxistauglichen Konzepten zu administrieren. Aussen vor bleibt die Bevölkerung als Folge der bereits erwähnten Entdemokratisierung. Die Volksschule ist aber nur eine solche, solange sie von der Bevölkerung mitgetragen wird. Anstatt einer echten Korrektur möchte die zuständige Stadträtin mithilfe einer externen Fachperson die «Schulbehördenreform weiterentwickeln und optimieren». Es bleibt zu hoffen, dass zumindest die Winterthurer Stimmbevölkerung den Fehler im System erkennt und korrigierend eingreift. Nichts ist jedoch schwieriger, als eine bereits angegangene Zentralisierung rückgängig zu machen. Dies sollte uns auf jeden Fall eine Warnung sein, bei zukünftigen Zentralisierungsprojekten genau hinzuschauen, und dies nicht nur auf kommunaler Ebene!