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Initiative zum Verhüllungsverbot

Menschen geben sich primär über das Gesicht und ihre Mimik zu erkennen, und sie drücken damit aus, dass sie nichts zu verbergen haben. Folglich ist es in unserer offenen Gesellschaft ein natürliches menschliches Verhalten, «sein Gesicht» zu zeigen.

Wer den Initiativ-Text unvoreingenommen liest, erkennt den Kern: «Wir geben uns zu erkennen und zeigen Gesicht». Eigentlich sollte diese Forderung eine Selbstverständlichkeit sein, denn sie schafft Vertrauen. Wenn man die Kampfschriften der Initiativ-Gegner liest, fühlt man sich 100 Jahre zurückversetzt. Einige gehen soweit und behaupten, hinter der Initiative stecke ein zutiefst patriarchalisches und kolonialistisches Frauenbild. Mit der Initiative würden den (rund 30) Frauen, welche gemäss ihren eigenen Aussagen betroffen sind, Grundrechte wie Religionsfreiheit entzogen, sie widerspreche unserer freiheitlichen Verfassung, der Gleichstellung der Frauen usw.

Nicht religiös, sondern soziokulturell

In Unkenntnis der Schriften dieser Religionsgemeinschaft behaupten die Gegner, die Verhüllung des weiblichen Gesichtes sei eine weibliche, religiöse Pflicht. Die stärkste Fassung bezüglich Körperverhüllung dieser Schriften ist im Kapitel 24, Vers 31 zu finden. Dort steht: «Und sag den gläubigen Frauen, sie sollen ihre Augen niederschlagen, und ihre Keuschheit bewahren, ihren Schmuck nicht offen zeigen, soweit er nicht normalerweise sichtbar ist, ihre Tücher über ihre Busen ziehen und ihren Schmuck niemandem offen zeigen ausser ihrem Mann, ihrem Vater, ihrem Schwiegervater, ihren Söhnen, ihren Stiefsöhnen, ihren Brüdern, den Söhnen ihrer Brüder und ihrer Schwestern, ihren Frauen, die sie von Rechts wegen besitzen, der männlichen Gefolgschaft, die keinen Geschlechtstrieb (mehr) hat, oder Kindern, die die weibliche Intimsphäre nicht beachten. Und sie sollen nicht feste auftreten, um auf den Schmuck aufmerksam zu machen, den sie verborgen tragen. Und wendet euch allesamt reumütig wieder Gott zu, ihr Gläubigen. Vielleicht wird es euch wohl ergehen.» Ausdrücklich angewiesen wird in diesem Vers die Frau somit darin, sie solle ihre Tücher über ihren Busen ziehen. Mir scheint, es braucht eine besondere Begabung, um aus den Schriften eine religiöse Forderung zum Tragen von Niqab bzw. Burka abzuleiten. Die geforderte Verhüllung in den betreffenden Ländern ist offensichtlich ein rein soziokulturelles Phänomen und keine religiöse Anforderung. Frauen üben auf heterosexuelle Männer eine gewisse Attraktivität aus und leider können nicht alle Männer damit anständig umgehen. Unter dem Deckmantel der Religion werden Frauen in diesen patriarchalen Kulturkreisen aufgefordert und teilweise gezwungen, sich hinter Stoffgittern zu verstecken, damit ihre weiblichen Attribute in der Öffentlichkeit aus dem direkten Blickfeld der Männer und deren Begehrlichkeit verschwinden. Frauen, die sich nicht an diese gesellschaftlichen Auflagen halten, gelten als unehrenhaft. Diese Erniedrigung der Frauen ist aus Sicht einer liberalen, offenen Gesellschaft absolut unangebracht.

Fadenscheiniges «Recht auf Verhüllung»

Die Frauenbewegung, welche ihren Ursprung vor 100 Jahren in der Suffragetten-Bewegung hatte, war für die Gleichberechtigung der Frauen absolut erforderlich. Das Resultat des Einsatzes dieser kämpferischen Frauen ist, dass alle Frauen auch in der Schweiz die gleichen Rechte wie Männer haben und sie sich genauso frei wie Männer bewegen und entfalten können. Wieso sich die Initiativ-Gegner und der heutige Feminismus, der sich von der ursprünglichen Frauenbewegung inzwischen weit entfernt hat, nicht gemeinsam für die Freiheit der Frauen einsetzen, ihr Gesicht zu zeigen, sondern ein Recht auf Verhüllung im Wissen des zugrunde liegenden patriarchalen Fundamentes fordern, ist sprichwörtlich schleierhaft. Die Forderung der Initiativ-Gegner läuft nicht nur unserer offenen, freiheitlichen Gesellschaft, sondern auch den Errungenschaften der Frauenbewegung diametral entgegen. Sie ist beschämend, verantwortungslos und ein Affront gegenüber der Gleichstellung von Frau und Mann.

 

Autor: Heinrich Vettiger Stadtrat  SVP Wetzikon

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