Mitmachen
Artikel

Martin wer?

Als es darum ging, sich der Verantwortung zu stellen, fand sich ausser dem machtbewussten Bauernpräsidenten Markus Ritter kein einziger Bundesparlamentarier, der sich für das höchste Amt im Land zur Verfügung stellen mochte.

Die Belastungsgrenze von Unternehmen scheint heute erreicht, wenn nicht sogar überschritten – der Einsatz gegen die wachsende Bürokratie ist deshalb wichtiger denn je. Bild: Pixabay

Starten wir heute mit einem kleinen Gedankenexperiment: Wenn Sie beim Weihnachtsessen mit Ihrer Familie gesagt hätten «Im Verlauf des nächsten Jahres wird ein Politiker namens Pfister aus dem Kanton Zug in den Bundesrat gewählt», hätten wohl alle Anwesenden genickt und Ihnen zugestimmt. Sie wissen, worauf ich hinauswill: Es hätten selbstverständlich alle an Gerhard Pfister gedacht, den umtriebigen Zuger Nationalrat und einflussreichen Präsidenten der Mitte-Partei. An wen beim oben erdachten Gespräch mit Sicherheit niemand gedacht hätte, ist der letzte Woche vom Parlament dann tatsächlich gewählte, andere Pfister: Martin Pfister amtet seit 2016 als Gesundheitsdirektor des Kleinstkantons Zug, der mit 133 000 Einwohnern weniger als einen Drittel der Einwohner der Stadt Zürich zählt.

Martin Pfister hatte Anfang Jahr vor allem deshalb niemand auf der Liste, weil er ausserhalb des Kantons Zug schlicht unbekannt ist. Hand aufs Herz: Auch Sie haben seinen Namen bis Anfang Februar, als der 61-Jährige seine Kandidatur öffentlich machte, noch nie gehört. Ich kann mich als Polit-Insider, der sich seit der Schulzeit intensiv für Politik interessiert, auf jeden Fall nicht daran erinnern, dass ein Politiker in den Bundesrat gewählt wurde, dessen Name ich vorher noch nie gehört hatte. Damit wir uns recht verstehen: Martin Pfister ist mit Sicherheit ein fähiger Mann, sonst hätte ihn das Parlament nicht gewählt. Und er wäre auch nicht der erste Überraschungskandidat, der sich als guter Bundesrat herausstellt. Für die Mitte-Partei hingegen, die für sich in Anspruch nimmt, die Hüterin des nationalen Zusammenhalts zu sein, ist die Wahl von Martin Pfister eine beispiellose Peinlichkeit.

Die Mitte-Partei stellt in der laufenden Legislatur 29 Nationalratsmitglieder und 15 Ständerätinnen und Ständeräte. Insbesondere Letztere sind qua ihres Amtes geradezu prädestiniert für die Wahl in den Bundesrat. Doch als es darum ging, sich der Verantwortung zu stellen, fand sich ausser dem machtbewussten Bauernpräsidenten Markus Ritter kein einziger Bundesparlamentarier, der sich für das höchste Amt im Land zur Verfügung stellen mochte.

Staatspolitisches Verantwortungsbewusstsein? Ausgerechnet bei der Mitte-Partei, die sich sonst bei jeder Gelegenheit konkordant und staatstragend gibt, Fehlanzeige. Das einzig Gute an der Sache: Wer es nur mit Ach und Krach schafft, seinen einzigen Sitz zu besetzen, kann sich die Gelüste auf einen zweiten Sitz bis auf Weiteres abschminken. Mit dem peinlichen Anti-Schaulaufen des eigenen Personals hat die Selbstdemontage der einstigen CVP einen neuen Tiefpunkt erreicht – für das Land nicht die schlechteste Nachricht.

über den Autor
SVP Kantonsrat (ZH)
weiterlesen
Kontakt
SVP des Kantons Zürich, Lagerstrasse 14, 8600 Dübendorf
Telefon
044 217 77 66
Fax
044 217 77 65
E-Mail
Social Media
Besuchen Sie uns bei:
Wir verwenden Cookies, um Inhalte und Anzeigen zu personalisieren, Funktionen für soziale Medien anbieten und Zugriffe auf unsere Webseite analysieren zu können. Ausserdem geben wir Informationen zur Nutzung unserer Webseite an unsere Partner für soziale Medien, Werbung und Analysen weiter. Details ansehen
Ich bin einverstanden