«Me-too» im Wallis
Wer gedacht hat, die unsägliche Me-Too-Bewegung hätte in letzter Zeit etwas an Schwung verloren, sah sich in diesem Sommer eines Besseren belehrt.
Ein Blick ins Rhonetal. Bild: Wikimedia Commons
Yannick Buttet war bis 2017 ein unauffälliger Walliser CVP-Nationalrat. Dann erlangte er schlagartig nationale Berühmtheit, allerdings nicht aufgrund seiner Politik: Wegen des Stalkings seiner Ex-Partnerin und anderer Fälle von sexueller Belästigung wurde er zwei Mal rechtskräftig zu Geldstrafen verurteilt und musste von all seinen Ämtern zurücktreten.
Zum Präsidenten der Walliser Tourismuskammer gewählt
Nun, sieben Jahre nach seinem tiefen Fall, wurde Yannick Buttet diesen Sommer zum Präsidenten der Walliser Tourismuskammer gewählt. Eine überraschende Entscheidung, aber angesichts der Erfahrung und Vernetzung von Yannick Buttet auch eine nachvollziehbare. Ende gut, alles gut also für den reuigen Ex-Politiker? Mitnichten. Umgehend brandete im Rhonetal ein Sturm der Entrüstung los: Linke Parteien und Frauenorganisationen protestierten so lautstark gegen die Wahl des vorbestraften Alt Nationalrats, dass dieser sich bereits nach wenigen Tagen gezwungen sah, von seinem Amt wieder zurückzutreten. Freudig kommentierten linke Medien wie etwa das Magazin des Tages- Anzeigers, das «mutige Engagement » der Walliser Frauen habe zu einem «beglückenden Ausgang » geführt. Auch gemäss dem Online-Magazin Watson war die Hetze gegen Buttet richtig, denn er sei «ein vom Gericht bestätigter Wiederholungssexualstraftäter», und es bestehe das Risiko, «dass er es wieder tun wird».
Bereits hart bestraft
Nun kommt es niemandem in den Sinn, das Verhalten von Yannick Buttet gutzuheissen. Es ist aber auch eine Tatsache, dass er für seine Vergehen gebüsst hat und darüber hinaus mit dem Verlust all seiner Ämter besonders hart bestraft worden ist. Vor dem Gesetz muss er nun wieder gleich behandelt werden, wie jeder andere, eine Straftat in der Vergangenheit rechtfertigt keine Benachteiligung in der Gegenwart. Aber sind es nicht gerade die Linken, die jedem noch so üblen Schläger, Vergewaltiger und Mörder eine zweite und dritte Chance geben möchten und für die «Reintegration » das wichtigste Ziel des Strafvollzugs ist, selbst bei abscheulichsten Verbrechen? Ausgerechnet diese Linken sehen nun allerdings gar kein Problem darin, einem Mann wie Yannick Buttet ein lebenslanges Karriereverbot aufzuerlegen, auf dass er niemals wieder in eine Führungsposition gelange, weil angeblich das Risiko besteht, «dass er es wieder tun wird». Man muss Yannick Buttet weder Sympathie noch besonders viel Mitleid entgegenbringen.
Doppelmoral
Der Fall entlarvt aber einmal mehr die widerliche Doppelmoral der linken Gutmenschen: Rechtsgrundsätze gelten mal so und mal so, je nachdem, ob am Ende die eigene Klientel profitiert. Wer gedacht hat, die unsägliche Me-Too-Bewegung hätte in letzter Zeit etwas an Schwung verloren, sah sich in diesem Sommer eines Besseren belehrt: Die feministische Empörungsmaschinerie läuft nach wie vor auf Hochtouren.