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Ohne Bauern keine Schweiz!

In der Gründungsurkunde einer der zahlreichen Ortsparteien, an deren 100-Jahr-Feiern ich in diesen Jahren teilnehmen durfte, hatte ich folgende Aussage gefunden: „In den Händen der Landwirte ruht die Kraft des Staates!“ Nicht nur als aktiver Weinländer Bauer darf ich sicher mit Verständnis dafür rechnen, dass ich das heute noch so sehe. Die Zeiten haben sich zwar geändert. Die Aussage von 1919 ist aber nach wie vor hochaktuell!

Sie entstand damals vor dem Hintergrund der enormen Leistungen der Bauern während des Weltkrieges und der nachfolgenden innenpolitischen Wirren rund um den Landesstreik. Die Bauernfamilien sind damals einmal mehr mit Erfolg, aber auch mit grossen Entbehrungen eingestanden für die Schweiz, für den demokratischen Staat und die gesetzliche Ordnung.

Davor und danach hat die Landwirtschaft die Schweiz, wie wir sie heute kennen und schätzen, immer wieder entscheidend positiv mitgeprägt. Gesellschaftlich, wirtschaftlich, politisch oder landschaftlich.

Wenn man allerdings in diesen Tagen die meisten Medien so liest, könnte man den Eindruck erhalten, dass die einheimische Lebensmittelproduktion etwa das Überflüssigste oder Übelste ist, das in der Schweiz existiert. Politiker und Kommentatoren versteigen sich in der Zusammenfassung, dass wir Bauern im Gegenzug zur staatlichen Unterstützung die Umwelt zerstören, den Freihandel torpedieren und die Lebensmittelpreise in die Höhe treiben. Wir stünden also am Morgen auf, gehen dann in den Stall um die eingepferchten Tiere zu quälen und mit Antibiotika vollzupumpen. Danach steht die Vergiftung von Trinkwasser, Lebensmittel, Böden, Luft und Insekten auf dem Tagesplan. Später am Nachmittag zwingen wir dann den Konsumenten unsere überteuerten Produkte auf und am Abend steht noch das Ausfüllen der Antragsformulare für den Staat an.

Im Vorfeld der Abstimmungen zu diversen Landwirtschaftsinitiativen hebt das einfach gestrickte Bauern-Bashing zu neuen Höhenflügen an. Das hat vor allem mit den Wahlen im Herbst zu tun. Aber auch handfeste wirtschaftliche Interessen stehen dahinter. Da spielt es keine Rolle, wenn man mit dem steigenden Import von Lebensmitteln die vermeintlichen oder tatsächlichen problematischen Begleiterscheinungen der Produktion einfach ins Ausland verlagert und diese dort meistens noch verschlimmert. Umweltverbände müssen die Empörung bewirtschaften, damit die Spenden weiter sprudeln. Und viele kümmern sich einfach nicht um die Fakten.

Richtig ist in etwa das Gegenteil dieses von den Landwirtschaftsgegnern gezeichneten düsteren Bildes. Glücklicherweise sieht das die Bevölkerung auch so. Das erlebe ich täglich im Gespräch mit Kunden und Passanten. Umfragen zeigen in die gleiche Richtung. Den Schweizerinnen und Schweizern ist die Bedeutung der einheimischen Landwirtschaft mehrheitlich sehr bewusst. Damit das so bleibt, müssen wir aber immer wieder erklären und zeigen was wir machen und warum wir das so machen. Denn wir wissen, dass die Gesellschaft auch Erwartungen an unsere Branche hat.

Die Schweizer Landwirtschaft darf sich im internationalen Vergleich sehen lassen, insbesondere auch in Sachen Nachhaltigkeit. Natürlich gibt es notwendige Hausaufgaben und da arbeiten wir mit Hochdruck daran. Es braucht keine neue Gesetzgebung für Pestizide, aber es führt kein Weg an der konsequenten Umsetzung des Aktionsplanes Pflanzenschutz vorbei. Und da wird einiges gemacht. Der Verbrauch dieser Hilfsstoffe ist in den vergangenen Jahren stark gesunken. Ich bin auch überzeugt, dass beispielsweise Herbizide zur Unkrautbekämpfung in einigen Jahren kaum mehr eine Rolle spielen. Das wird in Zukunft mit innovativer mechanischer Anbautechnik erledigt. Rüben, Mais und Kartoffeln werden bei uns heute schon GPS-gesteuert zentimetergenau gesät, gepflanzt und gehackt. Bei der Regulierung von Pilzkrankheiten und Schädlingen dauerts noch etwas länger. Aber auch da werden Fortschritte beispielsweise mit widerstandsfähigen Sorten gemacht. Es geht also Einiges und das mit grossen Schritten.

Das Wichtigste ist allerdings, dass die Konsumenten da mitmachen. Heute richten wir Schweizer Bauern uns im schweizerischen Kostenumfeld nach den Marktbedürfnissen. Soll es einfach billig sein oder darf es günstig und nachhaltig sein. Selbst als Biobauer kann ich nur produzieren, wenn die Nachfrage da ist. Es reicht nicht, am Sonntag an der Urne mehr Ökologie zu fordern und dann am Montag im Laden wieder billige Flugspargeln aus Übersee zu kaufen.

Gerade die Zürcher Bauern haben eine unglaubliche Vielfalt anzubieten. Gemüse, Obst, Getreide, Fleisch, Wein und vieles mehr. Es ist fast alles da, was das Herz begehrt. Der Konsument entscheidet, wie nachhaltig die einheimische Landwirtschaft sein soll.

Die Schweiz hat 2019 eine passende und ökologische Landwirtschaft, die sich dem Markt stellen will und gerne wieder weitere Leistungen für die Gesellschaft übernimmt. Damit das so bleibt, braucht es kluge politische Entscheide. Denn auch heute gilt: Die Schweiz ohne Bauern ist undenkbar!

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