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Reingewinn der SBB unter die Lupe genommen

Die SBB war im vergangenen Jahr entsprechend der Meldungen sehr gut unterwegs und hat erstmals wieder seit 2019 einen Gewinn eingefahren. Blickt man aber in die Zahlen, so reicht der Erlös aus den Bahnfahrten und dem Güterverkehr nicht einmal, um die Löhne zu bezahlen.

Gewinn bei der SBB? Die Zahlen sprechen eine andere Sprache. Foto: ZVG

Die SBB präsentierte jüngst ihre umfassenden Geschäftszahlen für 2023. Dabei streicht sie heraus, dass bezüglich der täglichen Passagierzahlen die Werte von vor Corona erreicht worden sind. Zugleich weist sie einen Gewinn von 267 Mio. Franken aus, obwohl die Erträge aus dem Güter- und Personenverkehr nur gerade einmal 40 Prozent der Erträge bringen. Nimmt man aber die Rechnung genauer unter die Lupe, so zeigt sich, dass es ohne beachtliche Staatsbeiträge mit teils versteckten Positionen nicht geht. Dabei bräuchte die Bahn deutlich mehr Einnahmen, um die zukünftigen Ausbauten und den steigenden Unterhalt zu finanzieren.

Billetpreise decken Kosten bei Weitem nicht

Wer mit der SBB unterwegs ist, gibt pro Fahrt gerade einmal 7,7 Franken aus. Dabei verursacht er mit seiner Fahrt mit 22,9 Franken fast das Dreifache an Kosten. Die Verkehrserträge teilen sich auf den Personenverkehr mit 3,7 Mia. Franken, 745 Mio. aus dem Güterverkehr und 102 Mio. aus dem Trassenertrag auf. Dabei vermögen die gesamten Verkehrserträge im Umfang von 4,6 Mia. Franken nicht einmal den ausgewiesenen Personalaufwand von 4,69 Mia. Franken zu decken. Zugleich erwirtschaftet die SBB als eine der grössten Immobilienbesitzer in der Schweiz fast 685 Mio. Franken an Nettomieterträgen. Weitere Nebenerträge im Umfang von 1,584 Mia. Franken fliessen in die Bahnkasse. Dabei fallen vor allem der Verkauf von Energie aus den eigenen Kraftwerken im Umfang von 463 Mio. Franken sowie die Kostenbeteiligungen von Dritten mit weiteren 405 Mio. Franken ins Gewicht. In diesem Ertragskonto sind beispielsweise die Rückversicherer-Leistungen für den Unfall im Gotthard-Basistunnel enthalten.

Ohne öffentliche Hand geht es nicht

Es fliessen aber auch beachtliche Abgeltungen von der öffentlichen Hand. So leisten Bund und die Kantone 768 Mio. Franken Abgeltungen für den regionalen Personenverkehr. Weiter erbringt der Bund Leistungen für die Bahninfrastruktur aus den Leistungsvereinbarungen im weiteren Umfang von 2,4 Mia. Franken. Gesamthaft fliessen 3,127 Mia. Franken an öffentlichen Geldern. Bezüglich der Löhne ist die Bahn trotz ständigen Unkenrufen durchaus attraktiv. Bei insgesamt 34 987 Vollzeitstellen sind pro Stelle Personalkosten von 133 915 Franken ausgewiesen. Der Betriebsaufwand wird mit 2,919 Mia. Franken ausgewiesen. Allein die Fremddienstleistungen für Unterhalt, Reparaturen und Ersatz beanspruchen 597,5 Mio. Franken. Für weitere Bahnbetriebsleistungen wurden 582,3 Mio. und für die bezogene Energie 545,4 Mio. Franken ausgegeben. Der Fahrzeugaufwand beläuft sich auf 224,4 Mio. und für die Werbung sind 48 Mio. Franken aufgewendet worden. Zugleich sind für 2,55 Mia. Franken Abschreibungen vorgenommen worden.

SBB ist hochverschuldet

Es ist durchaus viel Augenreiben nötig, wenn man in die weiteren Details des Finanzberichtes der SBB eintaucht. So steht die SBB mit zinslosen Darlehen zur Finanzierung der Bahninfrastruktur im Umfang von 26,617 Mia. Franken (+ 833,3 Mio.) bei der öffentlichen Hand in der Schuld. Ein weiteres Darlehen im Umfang von 6,480 Mia. muss gegenüber dem Bund verzinst werden. Zugleich verweist die SBB auch auf die enormen Investitionen für das Bauvolumen. 2023 sind dafür 3,3 Mia. Franken ausgegeben worden. 800 Mio. Franken sind für Unterhalt, 1,4 Mia. Franken für die Erneuerung und 1,2 Mia. für den Ausbau ausgegeben worden.

Die Frage der Kostenwahrheit

Immer wieder wird beim Verkehr über die Kostenwahrheit gesprochen. Dabei wird jeweils der private Individualverkehr (PIV) gegen den gesamten öffentlichen Verkehr bezüglich der direkten und indirekten Kosten ausgespielt. Beim Strassenverkehr wird politisch verlangt, dass dieser seine Kosten vollständig trägt. Dabei erfolgt eine enorme Umlagerung von Steuererträgen und Abgaben aus dem PIV in den öffentlichen Bereich. So flossen 2022 aus dem Ertrag der Mineralölsteuer von 2,638 Mia Franken 40 Prozent direkt in die allgemeine Bundeskasse. Dabei gilt es, zu beachten, dass ein beachtlicher Teil des öffentlichen Nahverkehrs auf der Strasse mit Bussen und Postautos abgewickelt wird. In diesem Bereich sind beispielsweise 2022 beachtliche 112 Mio. Franken aus den Treibstoffzollrückerstattungen an die Transportunternehmen zurückgeflossen, obwohl diese Fahrzeuge das Strassennetz überdurchschnittlich belasten. Auf den Fahrplanwechsel hin hat die SBB ihre Preise um durchschnittlich 3,7 Prozent erhöht. Dabei ging ein grosser Aufschrei durchs Land und sogar der Preisüberwacher hatte vorgängig interveniert. Auf den im laufenden Jahr mutmasslichen Erlös aus dem Personenverkehr entspricht dies gerade einmal rund 140 Mio. Franken oder pro Fahrt knapp 29 Rappen. Blickt man als Zürcher zudem auf den ZVV, so sieht die Situation ebenfalls nicht besser aus. So deckte 2022 der Verkehrsertrag just 49,2 Prozent des Gesamtaufwandes. Auch hier kommt der Steuerzahler zum Zug, indem Gemeinden, Kanton und Bund 435,2 Mio. Franken übernehmen.

über den Autor
Roland Müller
SVP (ZH)
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