Mitmachen
Artikel

Sich der Verantwortung entziehen

Durch die Abschaffung des Leistungsprinzips resultiert das Gegenteil : Der Anreiz zur Leistung sinkt und, viel schlimmer, macht das Erfolgsmodell «Volksschule» kaputt.

Schuldbildung ein grosser Begriff. Bild: Pxhere

«Wir sind das schlechteste Land der Welt!», behauptete Jörg Berger vom Schulleiterverband kürzlich im Blick. Als Grund dafür hat der Co-Schulleiter Schulnoten und Leistungsstufen ausgemacht. Weil sie das Potenzial der Schülerschaft vergeuden, möchte er beides am liebsten abschaffen. Immer wenn jemand einen so radikalen Wechsel fordert, sollte man erst einmal innehalten. Ist die Situation wirklich so schlimm? Gehört das Bildungssystem der Schweiz nicht zu den erfolgreichsten der Welt? Würde sich die Leistung der Schweizer Schülerschaft durch einen solch radikalen Wechsel tatsächlich verbessern? Meine Vermutung ist, dass die Abschaffung des Leistungsprinzips genau im Gegenteil resultiert: Der Anreiz zur Leistung sinkt und, viel schlimmer, macht das Erfolgsmodell «Volksschule» kaputt.

Noten sind auch ein Signal

Noten sind nicht nur ein Selektionskriterium, sondern auch ein Signal. Sie regen zur Leistung an. Aus meiner langjährigen Erfahrung als Lehrer weiss ich, dass sich Schülerinnen und Schüler ständig vergleichen. Sie möchten wissen, wo sie im Vergleich zu den anderen stehen. Die Abschaffung des Leistungsprinzips in der Schule führt entgegen der Erwartung einiger Bildungstheoretiker nicht dazu, dass dieser Drang plötzlich verschwindet. Er sucht sich einfach andere Wege. Ein Jugendbuchautor, ein lange in den USA lebender Alt-68er, hat mir beim Besuch meiner Klasse jeweils erzählt, dass Amerika Europa diesbezüglich nur einige Jahrzehnte voraus sei.

Leistungsauszeichnung durch Sport oder durch guten Namen einer  Privatschule

Die Erosion des Leistungsprinzips an den amerikanischen Schulen hat dazu geführt, dass der Stellenwert des Sports stark zugenommen hat, weil man sich nicht mehr über die Schulleistung auszeichnen konnte. Wohlhabende Eltern begannen ihre Kinder vermehrt auf Privatschulen zu schicken; der Name der Schule als Leistungsabzeichen! In der Schweiz ist eine ähnliche Entwicklung zu beobachten. Auch hier erodiert das Leistungsprinzip. Folglich nimmt der Drang in die Privatschulen zu. Die Forderung nach Abschaffung der Noten ist aus meiner Sicht aber eher ein Zeichen dafür, dass die jeweiligen Absender die lästige Verantwortung der Benotung loswerden wollen.

Leistungen bewerten ist nicht immer angenehm

Leistung zu bewerten ist unangenehm, denn mit einer Bewertung kann man sich auch einmal unbeliebt machen. Dabei gehört diese Aufgabe zum Jobprofil eines jeden Lehrers. Stellen Sie sich vor, der Polizistenverband taucht mit ähnlichen Forderungen auf! Auch ein Polizist kann sich nicht bei jedem beliebt machen. Kurzum, die Abschaffung von Noten und Leistungsstufen bedroht unsere Volksschule und damit einen wichtigen Erfolgsfaktor unserer Gesellschaft. Bildung ist unser höchstes Gut. Darum müssen wir zu unserer Volksschule unbedingt Sorge tragen und tun gut daran, nicht auf solche Bildungsexperten mit ihren blumigen Versprechen zu hören.

über den Autor
Manuel Zanoni
SVP (ZH)
weiterlesen
Kontakt
SVP des Kantons Zürich, Lagerstrasse 14, 8600 Dübendorf
Telefon
044 217 77 66
Fax
044 217 77 65
E-Mail
Social Media
Besuchen Sie uns bei:
Wir verwenden Cookies, um Inhalte und Anzeigen zu personalisieren, Funktionen für soziale Medien anbieten und Zugriffe auf unsere Webseite analysieren zu können. Ausserdem geben wir Informationen zur Nutzung unserer Webseite an unsere Partner für soziale Medien, Werbung und Analysen weiter. Details ansehen
Ich bin einverstanden