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Tagesschulen Zürich: Teurer, dafür komplizierter

Alle Volksschulen der Stadt Zürich werden bis 2030/31 zu Tagesschulen, mit dem Ziel, Familien zu entlasten. Entsprechende Angebote wie Mittagessen oder Betreuung nach dem Unterricht gab es bei Bedarf aber schon vorher. Als Schulpflegerin nehme ich wahr, dass die Umstellung mit riesigem Arbeitsaufwand, hohen Kosten und vielen Unsicherheiten verbunden ist. Ob dies den allfälligen Nutzen rechtfertigt, ist äusserst fraglich.

75 Millionen Franken für das Projekt Pilotphase Tagesschule. Bild: Pxhere

Das Stimmvolk hat im September 2022 der Einführung der Tagesschulen in der Stadt Zürich zugestimmt. Mit einem ganztägigen Betreuungsangebot von 7 bis 18 Uhr soll die Vereinbarkeit von Familie und Beruf erleichtert sowie Unterricht und Betreuung pädagogisch und organisatorisch zusammengeführt werden. Nur, bereits vor der Einführung der Tagesschule wurden Betreuungsangebote vor der Schule (inklusive Frühstück), am Mittag (inklusive Mittagessen), Auffangzeiten und Aufgabenhilfe nach der Schule angeboten. Allerdings mussten die Eltern ihre Kinder für diese sogenannten ungebundenen Betreuungsangebote anmelden und diese, abhängig vom Einkommen, bezahlen. Neu sind in der Tagesschule einige Angebote, wie zum Beispiel die Mittage, gebunden. Dies bedeutet, die Schüler werden automatisch dafür angemeldet, wenn sie auch am Nachmittag Unterricht haben, und die Eltern werden mit einem günstigen Einheitspreis pro Kind und Mittagessen finanziell entlastet. Zwar steht es den Eltern frei, ihr Kind ganz davon abzumelden, es ist aber zum Beispiel nicht möglich, dass eine Mittelstufenschülerin nur an zwei von vier Mittagessen teilnimmt. Der Hauptunterschied der Tagesschule zur vorherigen Situation besteht also darin, dass eine Art Teilnahmezwang mit finanziellen Anreizen besteht. Dies mag aus Sicht der linken Politiker pädagogisch und sozial wertvoll sein, viele Kinder brauchen jedoch Ruhe und Abstand über Mittag, weshalb nicht nachvollziehbar ist, warum hier nicht mehr Flexibilität ermöglicht wird.

Mehraufwand für den Steuerzahler

Neben den Vergünstigungen für die Mittagessen wird der Steuerzahler auch für den Mehraufwand an Personal, die benötigte Infrastruktur und für neue Stellen zur Umsetzung des Ganzen zur Kasse gebeten: Das Projekt Pilotphase Tagesschule kostet die Stadt Zürich 75 Millionen Franken. Aktuell erlebe ich die Umstellung zur Tagesschule als Schulpflegerin bei einer grossen Schulanlage mit mehreren Mittagshorten. Laut Aussagen von Betreuungspersonen werden in einem Mittagshort mit bisher maximal 50 Kindern im Rahmen der Tagesschule etwa 200 erwartet. Dies kann nur funktionieren, wenn die Kinder gestaffelt essen. Es wird befürchtet, dass dies zu grosser Unruhe führe, zudem kenne man sich kaum mehr persönlich und wisse nicht mehr, was jedes Kind brauche und wie es ihm gehe. Zudem kann der Bedarf an neuen Betreuungspersonen wegen Fachkräftemangel kaum gedeckt werden. Deshalb müssen Lehrpersonen bei der Betreuung mithelfen, unklar ist aber, wie in diesem Fall die Entlöhnung erfolgen würde. Weiterhin reichen die vorhandenen Räumlichkeiten nicht mehr aus, deshalb werden die Schulzimmer zur Verfügung gestellt, wo die Schüler aber unbeaufsichtigt sein werden. Der gebundene Mittag ist nur eine von vielen grossen Herausforderungen bei der Umstellung zur Tagesschule. Auch die Informationen an die Eltern und die Kommunikation mit der Stadt gestalten sich schwierig, Entscheide werden zurückgenommen und umgekrempelt, zu vieles ist nicht durchdacht; gesprochene Stellenprozente zur Umsetzung des Ganzen reichen bei Weitem nicht. Natürlich wird man Lösungen finden, einige Tagesschulen funktionieren bereits recht gut. Da der Hauptunterschied zu vorher aber vor allem der Teilnahmezwang ist und dafür kein Aufwand und keine Kosten gescheut werden, ist es naheliegend, dass es nicht in erster Linie um pädagogische und soziale Verbesserungen geht. Viel eher scheint das noch stärker auf Umverteilung basierende System darauf abzuzielen, eine Ideologie mit den sozialistischen Zielen Kontrolle und Beeinflussung unserer Kinder und Jugendlichen, und somit unserer Gesellschaft, durchzusetzen.

Dr. Claudia Poggiolini, Schulpflegerin Kreis 10, SVP

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