Verantwortung in Bauernhand
Am diesjährigen 10. April jährte sich der Geburtstag des Vaters der Anbauschlacht und späteren Bundesrats Friedrich Traugott Wahlen (1899–1985) zum 125. Mal. Anlässlich dieses Jubiläums organisierte die Nachfolgeorganisation vom Verein zur Wahrung der Erinnerung an Bundesrat Prof. Dr. Friedrich Traugott Wahlen und den Anbauplan (1940–1945) am 28. April eine würdige Gedenkveranstaltung im Hotel Appenberg bei Zäziwil, BE.

Erinnerungstafel für Friedrich Traugott Wahlen. Bild: Wikipedia
Alt Bundesrat Adolf Ogi würdigte sein grosses Vorbild Fritz Wahlen. «Wahlen wurde, was in der Schweiz fast nicht möglich ist, ein populärer Beamter.» Ogi erläuterte die Gesamtsituation von 1940, als Wahlen zum Chef der Abteilung für Landwirtschaftliche Produktion und Hauswirtschaft des Kriegsernährungsamts berufen wurde. Um etwas zu erreichen, brauche es immer Mehrheiten, doch eine wichtige Rolle spiele auch seine Persönlichkeit.
Der Ton des Volkes
Der Enkel von General Guisan, Maurice Decoppet, erinnerte an seinen Grossvater und seine Zweite-Weltkriegs-Strategie. Mit ein paar berührenden Anekdoten brachte Decoppet dem Publikum seinen Grossvater von seiner persönlichen Seite näher, was den General für uns nur noch sympathischer macht. Was uns beeindruckte, war seine absolute Geradlinigkeit mit seinen klaren Überzeugungen und dass er mit allen Leuten denselben Ton fand.
Das bäuerliche Triumvirat
Prof. Ernst Wüthrich, Autor eines Films über Friedrich Traugott Wahlen, zog ein kurzes Resümee zu den beiden Würdigungen. Er meinte, dass im Zweiten Weltkrieg ein Grossteil der Verantwortung in Bauernhand lag. Neben Bundesrat Ruedi Minger waren auch General Guisan und Friedrich Wahlen gelernte Landwirte. «Man könnte fast von einem bäuerlichen Triumvirat sprechen, dem wir viel zu verdanken haben» so Wüthrich.
Bedeutung von Landwirtschaft und Landesverteidigung
Mit der Ansprache von Christian Hofer, Direktor des Bundesamts für Landwirtschaft (BLW), ging es von der Geschichte rasch in die Gegenwart und zu den Herausforderungen der heutigen Landwirtschaft. Der BLW-Direktor strich den damaligen Weitblick des späteren FAO-Direktors und Bundesrats punkto Welternährungssicherheit heraus. Gerade der sorgsame Umgang mit Wasser ist damals wie heute neben dem Boden ein wichtiger Faktor für die Produktion von Nahrungsmitteln.
Herausforderungen für die Zukunft
Der Nachmittag stand im Zeichen der künftigen Agrarpolitik. Dazu wurde ein Podiumsgespräch zum Thema «Sicherheit in Verteidigung, Ernährung – damals (Anbauschlacht), heute und in Zukunft? » geführt. SVP-Ständerat Werner Salzmann wies hier darauf hin, dass der Plan Wahlen ein Notfallplan war und es nichts bringe, wenn die heutige Landwirtschaft verstärkt auf Pflanzenbau setzen muss, dann aber keine adäquaten Preise verlangen kann.
Grosses landwirtschaftliches Potenzial
Wo die Theorie der Praxis Vorschriften macht, geht es am Schluss oftmals nicht auf. Absenkpfade für Methan, Dünger und Pflanzenschutzmittel sind theoretisch machbar und gut, aber in der Realität fehlen plötzlich wichtige Ressourcen und am Schluss ist der Schaden grösser als der ursprünglich angedachte Nutzen. Zum Schluss endete das Podium dann doch hoffnungsvoll, da das grosse künftige Potenzial der Landwirtschaft aufgezeigt werden konnte. So meinte Ernst Wüthrich bei seinem Schlusswort, dass sein Zukunftswunsch, als Sohn eines Bauern, der mit Fritz Wahlen aufgewachsen ist, folgender sei: «Dass die Landwirtschaft neben der Garantin für Ernährungssicherheit auch die Garantin für den Erhalt einer intakten Umwelt ist und so einen noch stärkeren Rückhalt in der Bevölkerung erhält».