Von Schwiegermüttern und Pantoffelhelden
Ein harmloser Werbeslogan entfacht Empörung – zumindest bei SP-Nationalrätin Anna Rosenwasser. Die Debatte um die vermeintlich frauenfeindliche Formulierung lenkt den Blick auf gängige Klischees und Doppelmoral. Während Schwiegermütter als überholtes Stereotyp kritisiert werden, bleibt ein eigener Fehltritt erstaunlich folgenlos. Doch ist das wirklich die drängendste Baustelle in der Politik?

„Hotel Mama – Der einzige Ort, wo Pantoffelhelden VIPs sind“. Bild: Pixabay
Kürzlich sass ich im Zug und scrollte gedankenverloren durch die News. Bis eine Schlagzeile unvermittelt meine Aufmerksamkeit erregte: SP-Rosenwasser sei «stinkhässig ». Oha, was ist passiert?
Die Neo-Nationalrätin der SP regte sich furchtbar über den Werbeslogan einer Vergleichsplattform für Handy-Abos auf. Dieser lautete: «Schwiegermutter wechseln? Schwierig. Handy-Abo wechseln? Einfach.» Sich einer bösen Schwiegermutter zu entledigen, ist tatsächlich nicht so einfach und bedeutet entweder, die Sache tapfer auszusitzen, bis sich das Problem irgendwann von alleine löst, oder aber, sich scheiden zu lassen.
Anna Rosenwasser monierte, man bediene sich eines abgedroschenen Klischees, das ältere Frauen abwerte. Aha, Schwiegermütter sind also generell schon mal alt. Weiter meinte sie, interessant werde es, wenn man sich bewusst mache, dass der Stereotyp nur für Schwiegermütter gelte, nicht aber für Schwiegerväter. War das dieselbe Anna Rosenwasser, die sich kürzlich höchstpersönlich eines viel übleren Stereotyps bediente? Mit ihrer Parteikollegin Tamara Funiciello verkündete sie, sich auf die Frauen-Fussball-EM in der Schweiz zu freuen. Sie meinte aber nicht etwa den Mannschaftssport an sich, sondern liess sich zur peinlichen Aussage hinreissen, dass sie dann «Lesben beim Sport zuschauen könne». Die Empörung über diese verbale Entgleisung war selbst bei den linken Medienhäusern gross. Dennoch dauerte es eine Weile, bis die kleinlaute Entschuldigung folgte, man habe es doch gar nicht so gemeint.
Aber zurück zum Thema: Die «stinkhässige» Rosenwasser kroch den findigen Werbern kopflos auf den Leim. Ziel erreicht, man spricht darüber. Und warum ärgert man sich überhaupt über eine solche Formulierung? Eine selbstbewusste Frau sollte solche Dinge doch mit einem Lächeln abtun und zur Tagesordnung übergehen. Nun stellt sich mir die Frage, ob es in Bundesbern keine anderen Probleme gibt, um die man (oder eben frau) sich kümmern sollte? Zugegeben, wenn Linke ihre Zeit mit solchen Unzulänglichkeiten verbringen statt Vorstösse einzureichen, kostet das den Steuerzahler unter dem Strich weniger.
Es gibt übrigens unzählige, nicht unbedingt nette, ja gar abschätzige Bezeichnungen für unsere männlichen Mitmenschen. Nehmen wir den Spargeltarzan, welcher für einen zwar grossgewachsenen, aber von der Statur her dünnen und blass aussehenden Mann steht. Oder den Warmduscher, den Sitzpinkler, den Hallodri und den Frauenversteher – allesamt männlich geprägt. Womit wir zum krönenden Abschluss beim Pantoffelhelden wären. Liebe Frauen, angeln Sie sich bloss kein solches Exemplar der männlichen Spezies. Denn dann bekommen Sie es womöglich mit der bösen Schwiegermutter zu tun, die ihr Muttersöhnchen wie eine Löwin beschützt.