Volksinitiative «Mehr bezahlbare Wohnungen»
Solange jedes Jahr Zehntausende neue Menschen in den Kanton strömen, hilft keine Regulierungsfantasie der Welt.

Starkes Bevölkerungswachstum treibt die Nachfrage: Im Kanton Zürich wird gebaut wie selten zuvor – doch der Wohnraum bleibt knapp, vor allem wegen der anhaltenden Zuwanderung. Bild: Pexels
Am Montag hat der Zürcher Kantonsrat über die SP-Initiative «Mehr bezahlbare Wohnungen» debattiert. Ziel der Vorlage ist es, den Gemeinden ein Vorkaufsrecht auf Wohnliegenschaften einzuräumen – mit der Hoffnung, so günstigen Wohnraum zu sichern. Doch dieser Ansatz greift zu kurz und verfehlt die Realität des Wohnungsmarkts im Kanton Zürich.
Alle reden über steigende Mieten – aber kaum jemand stellt die entscheidende Frage: Warum steigen sie überhaupt? Die Antwort liegt auf der Hand: Weil die Nachfrage nach Wohnraum explodiert ist. Seit 2010 ist die Bevölkerung im Kanton Zürich um über 220 000 Menschen gewachsen – 80% davon durch Zuwanderung. Das ist, als würden wir jedes Jahr eine Kleinstadt aufnehmen – auf unbestimmte Zeit.
Der Wohnungsbau hat seither stark zugenommen: von 4500 neuen Wohnungen im Jahr 2001 auf 7500 im Jahr 2024 – ein Plus von über 67%. Wir bauen mehr denn je – trotzdem herrscht Wohnungsknappheit. Warum? Weil die Nachfrage schneller wächst als das Angebot. Auch beim Gesamtflächenverbrauch zeigt sich dasselbe Bild: Seit 2000 ist dieser um 30% gestiegen – vier Fünftel davon allein durch das Bevölkerungswachstum. Nicht wegen mehr Platzbedarf pro Kopf, sondern wegen mehr Köpfen.
Und was bedeutet das für die Mieten? Die Bestandesmieten – also das, was langjährige Mieter zahlen – sind heute teils sogar tiefer als vor 15 Jahren. Ein Zeichen für Stabilität, nicht für Abzocke. Die Angebotsmieten hingegen spiegeln den realen Markt. Wer ein Haus für 1,5 Millionen kauft, muss höhere Mieten verlangen – nicht aus Gier, sondern weil mehr Eigenkapital gebunden ist.
Wir haben also keine Baukrise. Keine Abzockerkrise. Wir haben eine Zuwanderungskrise.
Die Volksinitiative bringt darauf keine Antwort. Sie bringt kein einziges neues Haus. Sie bringt nur ein Vorkaufsrecht für Gemeinden – die dann zum gleichen Preis kaufen müssen wie alle anderen. Und das bei Quadratmeterpreisen von 10 000 Franken? Wer die Mieten wirklich senken will, muss die Nachfrage dämpfen. Und das heisst: endlich eine ehrliche Diskussion über die Zuwanderung führen.
Solange jedes Jahr Zehntausende neue Menschen in den Kanton strömen, hilft keine Regulierungsfantasie der Welt. Bezahlbarer Wohnraum beginnt mit realistischer Zuwanderungspolitik. Wer das verschweigt, bekämpft Symptome – aber nicht die Ursache.
Das Votum vom Kantonsrat als Video: