Mitmachen
Artikel

Artikelserie «Grüne Träume» – Industrie

Die Industrie benötigt etwa 34% des Erdgases in der Schweiz für die Erzeugung von Prozesswärme in Form von Wasserdampf, Heisswasser oder zur Befeuerung von Öfen. Diese Gasmenge kann man nicht so rasch und so einfach mit Biogas oder anderen erneuerbaren Gasen ersetzen. Was die Grünen fordern, würgt die Industrie ab oder zwingt sie zum Auswandern in Länder mit weniger Vorschriften.

Die Industrie ist stark vom Gas abhängig – Alternativen wie Biogas oder Strom stossen rasch an ihre Grenzen. Bild: Pixabay

«Zwischenziele Industrie: Ab 2030 nur noch Biogas und synthetische Brennstoffe anstelle von Erdgas. Ab 2040 nur noch synthetische oder erneuerbare Brennstoffe sowie Carbon Capture and Storage (CCS).»

Gasenergie Schweiz berichtet, dass 34% des Gasverbrauchs der Schweiz auf die Industrie entfallen. Die Industrie nutzt Gas als Prozessenergie und ein erheblicher Teil davon kann nicht durch elektrische Energie ersetzt werden, da die Industrie diese nicht für die Prozessenergie nutzen könnte.

Angenommen, die Hälfte des Gases in der Industrie könnte durch elektrische Energie ersetzt werden, so wären das immer noch 17% des Gasbedarfs der Schweiz, was 5’800 Gigawattstunden pro Jahr entspricht.

Grenzen von Biogas und Elektrifizierung

Derzeit werden 180 Gigawattstunden Biogas ins Erdgasnetz eingespeist. Um die notwendige Prozessenergie für die Industrie zu erzeugen, müsste die Biogasproduktion um den Faktor 32 erhöht werden. Selbst wenn es gelänge, die für die Produktion dieser riesigen Menge an Biogas erforderliche Menge an Biomasse zu erzeugen, wäre eine solch drastische Steigerung bis 2030 eher unwahrscheinlich. Die Erzeugung einer solchen Menge an Biomasse würde wahrscheinlich grosse Ackerflächen erfordern, da die Menge an Biomasse aus Haushalten für solche gigantischen Mengen nicht ausreichen würde.

Der Wunsch der Grünen, die Industrie vollständig auf erneuerbare Energien umzustellen, wird wahrscheinlich dazu führen, dass die produzierende Industrie abwandern wird. Dies wäre dann nur eine Verschiebung des CO2-Ausstosses in eine andere Region der Welt. Mit solchen unrealistischen Anliegen schaden die Grünen ihrer eigenen Sache, weil sie keiner mehr ernst nehmen kann.

Die Grünen haben erkannt, dass ihr Ziel für die Industrie nicht so einfach zu erreichen ist, wie sie zunächst dachten. Daher sehen sie eine mögliche Lösung im Konzept des Carbon Capture and Storage (CCS).

Carbon Capture and Storage als letzter Ausweg?

Das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC), ein zwischenstaatliches Gremium der Vereinten Nationen, erfasst und bewertet den aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstand zum Klimawandel. Die Berichte des IPCC dienen als Grundlage für politische Entscheidungen im Bereich Klimaschutz und Klimaanpassung. Die Grünen beziehen sich häufig auf die Unterlagen des IPCC, auch in diesem Fall.

Das IPCC hat Informationen zu dem abenteuerlichen Konzept des Carbon Capture and Storage (CCS) veröffentlicht. Diese Technologie zielt darauf ab, Kohlendioxid (CO2) an seiner Quelle zu erfassen, z.B. in Kehrichtverbrennungsanlagen, Gaskraftwerken und anderen CO2-erzeugenden Anlagen. Dabei wird eine chemische Substanz namens Amine verwendet, um CO2 aus Rauchgasen oder der Luft zu entfernen. Das erfasste CO2 wird dann verflüssigt, zu Lagerstätten transportiert und dort im Gestein eingelagert.

Das ist an und für sich eine akademisch intelligente Idee und lehnt an die Projekte zur Vermeidung von Schwefeldioxiden in der Luft an. Diese Projekte nutzten Krupp-Koppers-Anlagen (Entschwefelungsanlagen), um Schwefel aus chemischen Prozessen zu entfernen und so den SO2-Ausstoss der Industrie sehr rasch zu reduzieren.

Die Speicherung von CO2 im Untergrund ist eine komplexe Herausforderung, die noch Jahre der Forschung erfordert. Erste Erfolge aus Nordeuropa sind vielversprechend, aber es ist wichtig, sie mit Vorsicht zu betrachten.

Direkte CO₂-Entnahme aus der Luft

Ein verwandter Ansatz ist die Entfernung von CO2 aus der Luft, gefolgt von seiner Speicherung im Untergrund (siehe climeworks.ch). Solche Initiativen erfordern erhebliche staatliche Mittel und können daher eher als kostspielige Projekte denn als effektive CO2-Absorptionsanlagen betrachtet werden.

Folgen für Wettbewerbsfähigkeit und Wohlstand

Die ausschliessliche Nutzung erneuerbarer Energien oder die Entfernung von CO2 aus dem Produktionsprozess mittels CCS wirkt sich unweigerlich auf die Produktionskosten aus. Diese Mehrkosten werden letztendlich vom Verbraucher getragen. Eine Verteuerung der Produkte führt zu einer Wettbewerbsverzerrung, da Produktionen in Ländern mit weniger Regulierung günstiger produzieren können.

Die Grüne Industriepolitik ist somit ein klares Scheitern, das unseren Wohlstand und die Effizienz unserer industriellen Produktion erheblich beeinträchtigen wird.

*Die Quellen und Belege für die hier gemachten Aussagen finden Sie im Buch «Grüne Träume», Johann Widmer, Hrsg., epubli.de.

Frühere Teile dieser Serie finden Sie im Zürcher Boten in den Ausgaben vom 8., 15. und 22. August sowie auf unserer Webseite in der Rubrik Artikel.

Artikel teilen
Kategorien
über den Autor
Johann Widmer
SVP (ZH)
weiterlesen
Kontakt
SVP des Kantons Zürich, Lagerstrasse 14, 8600 Dübendorf
Telefon
044 217 77 66
Fax
044 217 77 65
E-Mail
Social Media
Besuchen Sie uns bei:
Wir verwenden Cookies, um Inhalte und Anzeigen zu personalisieren, Funktionen für soziale Medien anbieten und Zugriffe auf unsere Webseite analysieren zu können. Ausserdem geben wir Informationen zur Nutzung unserer Webseite an unsere Partner für soziale Medien, Werbung und Analysen weiter. Details ansehen
Ich bin einverstanden