Der Untersuchungsbericht zur Credit Suisse: Gewinner und Verlierer
Die Parlamentarische Untersuchungskommission (PUK) hat ihren Bericht zum Untergang der CS vorgelegt. Wer ist dabei Gewinner und wer Verlierer?

Als im März 2023 eine Entscheidung notwendig wurde, lagen sogar drei fertige Lösungen vor: Die Übernahme durch die UBS, eine Sanierung und eine vorübergehende Verstaatlichung der CS. Bild: Wikimedia
SVP. Die PUK kritisiert das Topmanagement der CS sehr deutlich. Sie spricht von einer fragwürdigen Risikokultur, einem mangelhaften Risikomanagement und von einem mangelnden Verantwortungsbewusstsein gegenüber der Schweizer Volkswirtschaft. Es sei der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (FINMA) trotz zahlreicher Verfahren nicht gelungen, eine aufsichtsrechtskonforme Geschäftspraxis der CS durchzusetzen. Die CS musste von 2010 bis 2022 rund 15 Milliarden Franken an Bussen u.ä. bezahlen. In diesem Zeitraum hat sie insgesamt 33,7 Milliarden Franken verloren, aber 39,8 Milliarden an Boni u.ä. ausbezahlt. Als Bundesrätin Karin Keller-Suter am 1. Januar 2023 Finanzministerin wurde, hat sie den Verwaltungsratspräsidenten und den CEO der CS um einen Termin für einen Antrittsbesuch gebeten. Erstaunlicherweise hat sie keinen Termin erhalten. Bei der UBS hingegen schnell, wie es sich gehört.
Gewinner Krisenmanager beim Bund
Den Behörden (v.a. FINMA, Schweizerische Nationalbank und Eidgenössisches Finanzdepartement) haben während der Krise an mehreren Lösungsszenarien gleichzeitig gearbeitet. Als im März 2023 eine Entscheidung notwendig wurde, lagen sogar drei fertige Lösungen vor: die Übernahme durch die UBS, eine Sanierung und eine vorübergehende Verstaatlichung der CS. Das ist bemerkenswert. 2008 gelang es den USA bei Lehman Brothers nicht, auch nur eine Lösung auszuarbeiten. Besonderes Lob erhalten die Kommunikationsbeauftragten der Behörden. Trotz extremen Zeitdrucks gelang eine Kommunikation, die die Finanzmärkte weltweit beruhigte. Gut gemacht! Etwas weniger gut schneidet die FINMA ab. Zwar hat sie grosse Probleme bei der CS erkannt und war aktiv bemüht, diese zu lösen. Doch hat sie der CS leider bedeutende Ausnahmen zu den Eigenkapitalvorschriften gewährt, wofür die PUK wenig Verständnis hat.
Gewinner Sergio Ermotti
Sergio Ermotti war damals Verwaltungsratspräsident der Swiss Re und ist heute CEO der UBS. Er wurde kurz vor der Notfusion angefragt, ob er für eine leitende Rolle bei der CS zur Verfügung stünde. Er hat geantwortet, dass er für jede der drei möglichen Lösungen (Fusion, Sanierung und vorübergehende Verstaatlichung) zur Verfügung stünde. Das zeugt von Engagement für das Gemeinwohl. Bei der Swiss Re hätte er wohl mehr Geld als bei der schwer angeschlagenen CS verdient und viel mehr Lebensqualität genossen.
Verlierer Postfinance
Durch den Bericht zieht sich die überschaubare Bereitschaft vieler Banken, Risikokapital zu halten, wie ein roter Faden. Dieses ist teuer, aber für die Stabilität notwendig. Nur am Rande bemerkt der Bericht, dass die Postfinance sich seit 2016 gegen eine Verschärfung der Eigenmittelvorschriften durch die FINMA wehrt. Aufgrund mehrerer Gerichtsurteile ist diese immer noch nicht rechtskräftig. Die Postfinance macht dabei u.a. geltend, dass die Verfügung vom Verwaltungsrat der FINMA hätte erlassen werden sollen und nicht nur von der Geschäftsleitung. Der Stärkung des Finanzsystems tut die Postfinance damit keinen Gefallen.
Verlierer Ueli Maurer – oder nicht?
Ueli Maurer war bis Ende 2023 der für Finanzfragen zuständige Bundesrat. Die PUK kritisiert, dass er die übrigen Bundesratsmitglieder unzureichend und nur mündlich über die Probleme bei der CS informiert habe. Andererseits gelangten kurz zuvor in Zusammenhang mit COVID mehrmals vertrauliche Informationen an die Öffentlichkeit («Leaks»). Bei der CS hätte ein solches Leak vor der Finalisierung einer Rettungslösung eine finanzielle Katastrophe auslösen können. Die Rettung wäre wahrscheinlich nicht gelungen, wenn zum falschen Zeitpunkt die falschen Informationen nach aussen gelangt wären.
Die PUK: Gewinner und Verlierer
National- und Ständerat haben eine PUK eingesetzt, um die Geschäftsführung der Behörden in Zusammenhang mit der CS-Notfusion zu prüfen. Diese Aufgabe hat die PUK sehr gut erfüllt. Sie hat die Vorkommnisse gründlich untersucht und zahlreiche Verbesserungsvorschläge erarbeitet. Das Mandat der PUK inkludierte das Management der CS nicht. Deshalb hatte die PUK keine Möglichkeit, die wahren Ursachen bei der CS im Detail zu untersuchen. Warum gelang es der CS nicht, eine gesunde Risikokultur einzuführen? Vernachlässigte sie ihre Pflicht im Versuch, mit Nachhaltigkeit die ganze Welt zu retten? Von offizieller Seite werden wir solche Antworten wohl nie erhalten.